Heleen, die kleine Motte

04 Juli 2007

Wechselhaft

Egal was man momentan über Heleen erzählen will, eigentlich müssen wir zu allem sagen: „ Mal ist es ganz wunderbar und dann wieder genau das Gegenteil.“ So auch beim letzten Gespräch mit den Ärzten:
„Hat sie Fieber? Hat sie Appetit? Trinkt sie ausreichend? Ist sie aktiv oder sehr anhänglich? Ist sie gut gelaunt?“

Allerdings ist es bei den letzten Klinkbesuchen eher so gewesen, dass Heleen dort einen guten Eindruck machen wollte und man über unsere Aussagen dann eher schmunzeln musste.

Im trauten Heim versteht sie es aber sehr gut uns nahe dem Wahnsinn zu treiben. Lieblingsthema ist da momentan das Essen. Richtig gierig ist sie eigentlich nur nach ihrem Frühstücksei. Das kann gar nicht schnell genug gekocht sein und davon dürfte es auch gern noch Nachschub geben. Mal abgesehen von Gummibärchen scheint ihr alles andere momentan aber nicht nachhaltig gut zu schmecken. Beim Weingummi legt sie allerdings großen Wert darauf, dass es die Bärchen aus den Minitüten sind; die sind nämlich etwas kleiner als die normalen Gummibärchen. Neulich hatte ihr die nette Frau aus der MHH-Anmeldung extra eine Tüte Gummibärchen vom Kiosk mitgebracht. Da es aber die Falschen waren, wurden sie nur ein wenig angelutscht und dann wieder ausgespuckt…

Wie war das doch gleich mit den Prinzessin Allüren? ;-)

Vor ein paar Wochen waren wir ja noch sehr zurückhaltend, was Ausflüge mit Heleen anging. Inzwischen sind wir aber richtig mutig geworden und versuchen der Kleinen ein bisschen von der großen weiten Welt zu zeigen. So haben wir uns also auf den Weg zum Schuhhaus gemacht, um für Heleen neue Flitzer zu kaufen. Sie hat erstaunlicherweise auch ganz geduldig ihren Fuß ausmessen lassen und dann verschiedene Schuhe anprobiert. Als Susanne dann noch etwas ratlos vor den Paaren stand, die nun in die engere Wahl gekommen waren, hat Heleen dann auch aktiv zur Kaufentscheidung beigetragen, indem sie nur zu einem Paar sagte, dass sie es tatsächlich haben wollte. Viel interessanter waren für Heleen die Luftballons, die zum Mitnehmen in der Tür standen. Sie hat sich dann ganz zielstrebig für den blauen „Bolon“ entschieden ist stolz damit abgezogen. Die Verkäuferin dachte, dass sie Heleen eine Freude machen könnte, wenn sie ihr eine „Fahrt“ auf dem Lurchi spendiert. (das ist so ein elektrisches Gefährt, was wie ein Salamander aussieht und rauf und runter wippt) Heleen hat sich auch noch raufsetzen lassen, doch als die Bewegung einsetzte, war es vorbei mit lustig sein. Heleen hat wie am Spieß geschrieen und wollte sofort auf Mamas Arm. Tja, des einen Leid ist des anderen Freud; so haben sich gleich zwei andere Kinder auf den Lurchi gestürzt, als wir im Abmarsch waren…

Es ist leider oftmals ein Angehen mit Heleen überhaupt von zu hause loszukommen. Sie hat nämlich leider etwas andere Ansichten, was das Wickeln und Anziehen betrifft. Da entwickelt sie Kräfte, dass glaubt man gar nicht und es ist manchmal fast nicht möglich, sie allein auf dem Wickeltisch zu halten und fertig zu kriegen. Sehr praktisch ist es dann, wenn ein anderer zu Hilfe kommt und „den kleinen Racker“ mit einem Buch ablenkt. Die bereits erwähnte Stinkeseite ist noch immer sehr angesagt. Inzwischen kennt Heleen auch den darauf abgebildeten „Bubi aus der Stadt“. Als Susanne vor ein paar Tagen sagte, dass sie in die Stadt fahren wollte, antwortete Heleen auch sofort, dass da der Bubi wäre…
Einen Bubi haben wir dort zwar nicht getroffen, aber wir haben mit Heleen mehr oder weniger gemütlich Kaffee getrunken. Sie hat es sich auf den Sesseln bequem gemacht und sich einen Teil vom Blaubeermuffin schmecken lassen. Anschließend haben wir noch einen Spaziergang durch die Lister Meile gemacht und Heleen hat zur Begeisterung der Passanten eine Riesenkugel Vanilleeis eingefordert. Ganz stolz hat sie die Waffel gehalten und sich nach Herzenslust damit eingesaut. Es ist doch immer wieder schön, wenn auch kleine Dinge Freude hervorrufen können!

Vollste Begeisterung hat auch unser Ausflug zum Hannover Airport erzeugt!
Wir haben im Mövenpick Restaurant direkt am Fenster sitzen können und hatten einen wunderbaren Blick auf einige Terminals und die Startbahn. Erst hat Heleen einen eigenen Stuhl besetzt, doch dann ist ihr aufgefallen, dass die Aussicht von Mamas Schoß fast noch etwas besser war. Zumal sie dann auch gleich noch mit Erdbeerkuchen verpflegt wurde.
Als wir vor längerer Zeit schon mal am Fughafen waren, waren wir ja mehr als enttäuscht, als wir gut eine Stunde im Wind ausharrten und kaum ein Flugzeug zu Gesicht bekamen. Jetzt waren wir aber besser vorbereitet, was die Wahrscheinlichkeit von startenden Fliegern angeht und Heleen hat sofort „mehr“ eingefordert, als der erste Flieger hochging. Da das schwer zu beeinflussen ist, waren wir ganz glücklich, dass sie sich in der Zeit bis ein anderes Flugzeug startete auch für die Tanklaster etc. begeistern konnte.

Inzwischen hat es auch wieder geklappt, dass wir einen keinen Jungen besucht haben. Heleen brauchte aber eine ganze Weile um aufzutauen. Sie wollte doch immer sicher gehen, dass Mama in der Nähe war und hat sich sicherheitshalber gleich bei Susanne auf den Schoß gesetzt. Später konnte sie sich dann aber doch für verschiedenes Spielzeug begeistern. Allerdings war mal wieder deutlich zu merken, dass Heleen den Umgang mit anderen Kindern nicht kennt und es eigentlich erst lernen muss, wie man auch mal „miteinander“ spielen kann. Und sei es nur, hinter jemandem herzulaufen und das Spielzeug anzusehen, was der andere gerade gefunden hat.
Ein anderes Treffen mussten wir dann leider schon wieder absagen, weil Heleen ein bisschen fieberte und keine Lust zu irgendwelchen Besuchsfahrten hatte.

Heleen hat nun schon zum zweiten Mal in der Tagesklinik an ihren Leitungen sabotiert. Beim ersten Mal war noch nicht so ganz klar, wo das Problem lag, dass die Schläuche gleich an zwei unterschiedlichen Stellen auseinander gingen. Zuerst ist ein Teil vom Antibiotikum ausgelaufen. Als Heleen später auf dem Schoß saß, waren die Schläuche dann plötzlich wieder auseinander und eine ordentliche Ladung Blut sickerte in Susannes (natürlich helle) Hose ein. Auf dem Heimweg haben einige Passanten dann schon etwas merkwürdig geschaut, als sie die Flecken sahen. Aber auf die guten alten Hausrezepte ist Verlass: mit kaltem Wasser ließ sich alles wieder entfernen.
Bei einem anderen Besuch in der Tagesklinik kam es dann aber wieder dazu, dass die Leitungen auseinander gingen und eine unbestimmte Menge von der Thrombozyten-Transfusion ins Bett sickerte. Die Vermutung liegt nun nahe, dass Heleen mit ihren kleinen geschickten Fingern an den Verbindungsstellen der Schläuche gedreht hat und das System auseinander ging.

Einen Vorteil hatte die Sache aber auch: Da die Thrombozytenmenge dann keine ganze Woche ausgereicht hat, bekam sie in der Woche noch eine zweite Transfusion und wir sind nun wieder in unserem wöchentlichen Freitags-Turnus gelandet. Vorher sind wir ein paar Wochen montags wegen Thrombos und freitags zur Untersuchung in die Klinik gefahren. Vielleicht war Heleen der Meinung, dass es ausreichend ist, an einem Tag einen längeren Klinikaufenthalt zu haben. Damit hätte sie ja auch nicht so ganz Unrecht!

Am kommenden Freitag haben wir dann ein volles Programm in der Klinik. Heleen braucht zu den Thrombos auch mal wieder eine Transfusion von Erytrozyten und evtl. bekommt sie noch eine weitere Gabe DLI. Beim letzten Blutbild wurde festgestellt, dass sie einen erhöhten Entzündungswert im Körper hat. Nun hoffen wir, dass sie mit einem anderen Antibiotikum, was sie zweimal täglich als Saft nimmt, gut auskommt und nicht gleich den nächsten Infekt mitnimmt.

4 Comments:

  • Schön, dass Heleen weiterhin so viel Unsinn im Kopf und in ihren kleinen Fingerchen hat! Übrigens, unsere beiden Zwillinge haben sehr lange gebraucht, bis sie auch nur annähernd mit anderen Kindern gespielt haben. Auch im Kindergarten fällt mir auf, dass die meisten Kinder eher nebeneinander her spielen, als miteinander. Ich glaube, in diesem Alter ist das völlig normal.

    Ach ja, das Thema Wickelkampf: wir sind damals dazu übergegangen, die Kinder nur noch auf dem Boden zu wickeln. Damit ist die Sturzgefahr zumindest gebannt und man muss nicht solche Angst haben, dass die Zwerge sich verletzen, wenn sie sich allzu sehr widersetzen. Aber wie man sie erfolgreich ablenkt, das habe ich nicht herausgekriegt ;-)))

    Herzliche Grüße

    Bea mit Lilli und Johanna

    By Anonymous Anonym, at 4/7/07 22:53  

  • Hallo ihr Drei.Es ist wirklich schön,dass es Heleen im Moment wieder besser geht und sie Euch so auf Trab hält! :-)
    Wir drücken die Daumen das das so weiter geht!
    Liebe Grüße,Nina,Marius und Kevin.

    By Anonymous Anonym, at 5/7/07 13:41  

  • Hallo,
    Heleen ist schon klasse, sie weiß was sie will.
    Ich freue mich, dass sie so fit ist und den Kopf voller Unsinn hat.
    Kleine Fingerchen ist sind oft sehr geschickt und man muß ja mal ausprobieren, wie diese ollen Schläuche funktionieren, schließlich gehen die Großen, da ja auch immer dran.
    Habe mich gefreut, dass ich die ganze Familie letztens auf der DT gesehen habe.
    Alles Gute und ganz viele liebe Grüße
    Maria

    By Anonymous Anonym, at 5/7/07 18:58  

  • Hallo, Ihr Drei,

    super, dass Ihr wieder so viel unterwegs seid.

    Die Motte ist schon eine kleine Kämpferin, und ihr unterstützt sie gut.

    Eure Photos sind wieder total gelungen. Macht das einer von Euch professionell?

    Thumbs up für die nächste DLI-Gabe.

    Übrigens Wickelkämpfe sind vollkommen normal, side by side play auch.

    Take care and big hug for Heleen
    Marie

    By Anonymous Anonym, at 5/7/07 20:48  

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